30.11.2020

Mit „CariLingua“ Sprachbarrieren überwinden

LIMBURG/WETZLAR – Ob beim Arzt, beim Elterngespräch in der Schule oder im Kontakt mit der Behörde: Kommunikation mit Händen und Füßen hilft nicht immer weiter. Wenn die deutschen Sprachkenntnisse nicht ausreichen, fällt es schwer, ein wichtiges Anliegen zu vermitteln oder komplexere Probleme zu verstehen. Seit Herbst 2018 gibt es bei den Caritasverbänden Wetzlar/ Lahn-Dill-Eder und Limburg „CariLingua“. Das Projekt vermittelt Sprach- und Kulturmittelnde, die in Situationen mit Sprachbarrieren dolmetschen. Gefördert wird es von der Aktion Mensch und dem Bistum Limburg – bis Sommer 2021. Nun hoffen die beiden Verbände auf eine Verlängerung, damit das erfolgreiche Projekt weitergeführt werden kann.

News Bild 2910

Für geflüchtete Menschen, vor allem diejenigen, die noch nicht die Möglichkeit hatten, Sprach- und Integrationskurse zu besuchen, sind Sprachbarrieren ein großes Hindernis. Sandra Hansen, Projektkoordinatorin von CariLingua in Limburg: „Der Stress, wichtige Gespräche sprachlich nicht managen zu können, ist groß. Die Klienten stoßen in ihrer Anfangsphase in Deutschland oft auf Hürden, die das Leben sehr schwer machen. Wenn sie auf dieser sprachlichen Ebene entlastet werden, haben sie mehr Energie, selbst Deutsch zu lernen und an ihrem Wohnort ‚anzukommen‘.“

 

Die Sprach- und Kulturmittelnden der Caritas können für etwa 30 Sprachen an Institutionen, Behörden oder im Gesundheitswesen vermittelt werden, selbst für die verschiedenen kurdischen Sprachen oder das seltener angefragte Japanisch. Ihr Einsatz in Beratungsstellen, Ämtern, Schulen und Kindergärten, Arztpraxen aber auch Kirchengemeinden ist kostenlos.

 

Tätig sind hier vor allem jüngere Menschen, die selbst nach Deutschland geflüchtet sind oder Migrationshintergrund haben. Sie sind gut hier angekommen, beherrschen die deutsche Sprache und sind hervorragend integriert. Sie befinden sich oft in einer Übergangsphase zwischen Ausbildung und Beruf oder Schule und Studium. CariLingua bereitet sie auf ihre Einsätze vor, vermittelt Grundwissen zum Sozialsystem und Gesundheitswesen und bietet Seminare an beispielsweise zu Interkultureller Kommunikation, Dolmetschtechniken und Verbraucherwissen. Für ihren Einsatz erhalten sie eine kleine Aufwandsentschädigung, die Erstattung ihrer Fahrtkosten.

 

Ihr Kontakt

Veronika Klum

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
WERKStadt - Bahnhofsplatz 1a
65549 Limburg an der Lahn

Verbesserung in jeder Hinsicht

Stephanie Müller, die das Projekt für Wetzlar und den Lahn-Dill-Kreis koordiniert: „Die Sprach-und Kulturmittelnden sind stolz darauf, Teil des Projektes zu sein, ihren Horizont zu erweitern, Netzwerke zu knüpfen und sich gesellschaftlich einzubringen. Für viele ist es außerdem ein Sprungbett in den Arbeitsmarkt.“

 

Derzeit gibt es in Limburg etwa 43, in Wetzlar und dem Lahn-Dill-Kreis 40 Sprach- und Kulturmittelnde. Für die Einrichtungen und Institutionen, die CariLingua in Anspruch nehmen, ist das Projekt ein absoluter Gewinn: Durch die Sprach- und Kulturmittelnden werden Gespräche möglich, die sonst nicht hätten stattfinden können. Jana Jaenke, Schulsozialarbeiterin an der Limburger Goetheschule, hat die Sprach- und Kulturmittler schon oft eingesetzt. „Sprachbarrieren führen immer wieder zu massiven Missverständnissen, insbesondere auch in der Arbeit mit Familien, Schule und allen Akteuren des sozialen Systems.“

 

Durch den Einsatz der Sprach- und Kulturmittelnden müsse bei einem Elterngespräch nicht mehr ein Geschwisterkind als Übersetzer mitgebracht werden oder sogar das Kind, um das es im Gespräch gehe, so Jaenke. Das führe zu einer Verbesserung der Zusammenarbeit in jeder Hinsicht, lobt sie. „Die Eltern fühlen sich besser angenommen und haben selbst mehr Möglichkeiten, sich sprachlich auszudrücken und mitzuteilen. Dies baut auch mögliche Ängste ab, die vorher immer wieder dazu führten, dass sich Familien den Hilfsangeboten entziehen. Die Mitwirkung der Familien reißt nicht mehr so häufig ein.“

 

Auch Heike Wolf vom Katholischen Kindergarten St. Antonius in Eschhofen möchte gar nicht mehr auf diese Unterstützung verzichten: „Wir kommen ohne die Sprachmittler nicht weiter, wenn wir die Eltern kurzfristig zu organisatorischen oder erzieherischen Angelegenheiten informieren müssen. Wir buchen sie auch für die jährlichen Entwicklungsgespräche mit den Eltern, bei denen wir uns zum Wohl des Kindes miteinander austauschen und Empfehlungen geben.“

Zukunft hängt von Förderung ab

Die Caritasverbände haben im Lahn-Dill-Kreis sowie im Landkreis Limburg-Weilburg tolle Aufbauarbeit geleistet. CariLingua wird überaus gut angenommen, derzeit finden durchschnittlich etwa zehn Einätze wöchentlich statt. Die Koordinatorinnen Stephanie Müller und Sandra Hansen „pflegen“ den Sprach- und Kulturmittlerpool, halten Kontakte zu den Dolmetschenden aufrecht, organisieren Weiterbildungen und vermitteln Anfragen weiter. Daneben gibt es auch einen bürokratischen Aufwand zu bewältigen, bei dem die Projekte noch von einer Verwaltungskraft unterstützt werden. All das ist für die Verbände nicht ohne Förderung zu stemmen.

 

Derzeit erhalten die Projekte sowohl im Lahn-Dill-Kreis als auch in Limburg-Weilburg von der Aktion Mensch und dem Bistum Limburg über 200.000 EUR – bis Sommer 2021. Die Caritasverbände setzen sich für eine langfristige Förderung von CariLingua ein, denn das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration und zur gegenseitigen Verständigung.

Hintergrundinfo CariLingua

 

Das Konzept für CariLingua wurde entwickelt von Gerhard Neunzerling-Dernbach, Sachbereichsleiter „Migration und Integration“ beim Caritasverband für den Bezirk Limburg; auf den Weg gebracht wurde es 2018 sowohl im Lahn-Dill-Kreis als auch im Landkreis Limburg-Weilburg. Behörden, Ärzte und Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen oder Beratungsstellen können es kostenlos nutzen. Institutionen, die einen Sprachmittler buchen möchten oder Personen, die gerne als Sprachmittler tätig werden wollen, können sich hier melden:

im Lahn-Dill-Kreis bei Stephanie Müller, Tel. 0160 / 94 43 30 82, E-Mail: s.mueller(at)caritas-wetzlar-lde(dot)de. Weitere Infos: www.caritas-wetzlar-lde.de/carilingua

im Landkreis Limburg-Weilburg bei Sandra Hansen, Tel. 0176 / 57 91 05 60, E-Mail: s.hansen(at)caritas-limburg(dot)de. Infos unter www.caritaslimburg.de/carilingua

Letzte Aktualisierung

22.12.2020