23.11.2022

Ein Frisörtag für arme Menschen

Main-Taunus – Glückliche Gesichter im Haus Sankt Martin in Hattersheim: In der Facheinrichtung des Caritasverbandes Main-Taunus findet einmal im Monat ein Frisörtag für wohnungslose und armutsbetroffene Menschen statt.

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Einmal im Monat kommt Abdoul Boushaba in das Hattersheimer Haus Sankt Martin am Autoberg, die Facheinrichtung für Wohnungslose des Caritasverbandes Main-Taunus e.V. Die Warteliste, die bis dahin immer geführt wird, ist jedes Mal lang. Boushaba ist ein gestandener Familienvater mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Und er hat nicht nur besondere Fähigkeiten, er ist auch gerne bereit, diese an Menschen, die nicht viel Geld haben, zu verschenken.

 

Der 38-jährige stammt aus Marokko, lebt seit 10 Jahren in Deutschland, mittlerweile hat er die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. „Zu Anfang habe ich als Frisör angestellt gearbeitet, jetzt haben wir drei Salons in ganz Frankfurt, alle ganz multikulti“ erzählt Boushaba zufrieden, „aber alles wird teurer, ich habe inzwischen viele Leute kennengelernt, die sich einen Frisörbesuch gar nicht leisten können, auch hochgebildete.“ Das macht ihm zu schaffen, denn er weiß aus eigener Erfahrung: „Eine neue, gute Frisur kann die Leute zu einem anderen Menschen machen.“ Wenn er das sagt, schmunzelt er: „Ich bin zwar selbst Frisör, aber ich warte auch manchmal zu lange mit einem neuen Haarschnitt - wenn ich den dann bekomme, fühle ich mich gleich viel besser!“

 

 

Ihr Kontakt

Julia Fischer

Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Vincenzstraße 29
65719 Hofheim am Taunus

Dieses „Besserfühlen“ ermöglicht er gerne auch Menschen, die nicht genug Geld haben, einen Frisörsalon zu besuchen. „Bei meinem letzten Besuch hier im Haus St. Martin habe ich zehn Leuten die Haare geschnitten. Die Leute waren hinterher glücklich – und ich war auch glücklich! Mit einem frischen Haarschnitt hat man gleich mehr Schwung und fühlt sich motivierter“ weiß Boushaba nicht nur aus eigener Erfahrung. Während er erzählt, klappert die Schere in seiner Hand: er frisiert gerade eine Dame. „In Höchst, wo ich meistens arbeite, schneiden wir nur Herren die Haare und die Bärte, aber hier und in den anderen Salons frisiere ich auch Damen,“ sagt Boushaba und wird sofort von einem Wartenden ergänzt: „Und er macht beides immer super gut!“ Selbstverständlich geht der freundliche Frisör gerne auf Kundenwünsche ein – egal ob nach Fassonschnitt, Undercut oder Buzz Cut. Auf der anderen Seite freut Boushaba sich aber auch, wenn ihm jemand seinen Kopf „anvertraut“ und den Frisör den richtigen Style für das Haar aussuchen lässt. „Manche Leute haben so schöne Haare,“ schwärmt Boushaba während er sich die Locken eines der Wartenden anschaut, „wenn die sich dann vielleicht die Haare selbst schneiden, das tut mir schon weh beim Anschauen.“ 
 

Auch Klaus Störch, der Leiter des Hauses Sankt Martin, findet es großartig, dass Abdul Boushaba für die Gäste und Besucher der Facheinrichtung da ist, für ihn ist der „Frisörtag“ ein wichtiges Angebot, welches die Arbeit der Caritas-Einrichtung aufwertet. „Ich finde es sehr schön, dass der Barbier Abdoul Boushaba aus Frankfurt unseren wohnungslosen und armutsbetroffenen Menschen kostenlos die Haare schneidet! Das ist Ausdruck höchster Wertschätzung!“ betont Störch gerne, „Für diesen Einsatz bedanke ich mich ganz herzlich! Für unsere Besucherinnen und Besucher ist dieser „Frisör-Tag“ im Monat immer ein echtes Highlight. Gute Stimmung, gute Atmosphäre – und die Menschen gehen gut frisiert, glücklich und zufrieden nach Hause. Das sieht man, und das spürt man auch.“

 

Dass der Barbier Boushaba auch noch dazu beiträgt, das Haus Sankt Martin zu einem beliebten Treffpunkt zu machen, merkt man an der steigenden Anzahl der auf der Frisör-Warteliste vermerkten Namen – waren es beim letzten Mal noch zehn, so sind es an diesem Tag schon zwölf Gäste, die den Haarschneideservice in Anspruch nehmen möchten und dafür gerne (natürlich mit Abstand) auch draußen warten.

Letzte Aktualisierung

24.11.2022