Ehrenamtlich für die Gesellschaft aktiv

200 Teilnehmer beim Ersten Stiftungstag der Caritasstiftung

Stiften lohnt sich: Beim 1. Stiftungstag der Caritasstiftung in der Diözese Limburg diskutierten unter anderem der ehemalige deutsche Fußballnationalspieler Cacau und renommierte Experten und Stifter über die Vorteile dieses ehrenamtlichen Engagements für die Gesellschaft.

 

Limburg, 2. Oktober 2017. „Das war eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, die auch mir einige neue Erkenntnisse gebracht hat“, erzählt strahlend der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing. „Gerade die Frage nach der Wirkung und Effektivität von Stiftungen halte ich auch in Bezug auf unsere Stiftungen hier im Bistum für sehr wichtig.“

 

Zum ersten Stiftungstag der Caritasstiftung in der Diözese Limburg am vergangenen Sonntag (1. Oktober) diskutierten in der Pallotinerkirche St. Marien in Limburg der hessische Kultusminister Professor Dr. R. Alexander Lorz, der ehemalige deutsche Nationalspieler und DFB-Integrationsbeauftragte Cacau, der Mäzen Professor Carlo Giersch sowie die Stiftungsexperten Dr. Volker Then (CSI Heidelberg), Professor Dr. Michael Göring (ZEIT-Stiftung) und Dr. Andreas Rickert (PHINEO) über das Stiftungswesen in Deutschland. Die Moderation übernahm in seiner gewohnt charmanten Art der Wirtschaftsjournalist und Börsenfachmann Frank Lehmann.

 

„Jede Stiftung tut und bewegt wunderbare Dinge“, gab in ihrem kurzen Grußwort die Geschäftsführerin der Caritasstiftung, Sonja Peichl, zu bedenken. „Es geht auch darum anzufangen und damit zu rechnen, dass andere sich dann an der Guten beteiligen“, ergänzte Bischof Georg. Er verglich den Vorbildcharakter von Stiftungen mit den beiden aus dem Neuen Testament überlieferten Wundern Jesu, der wunderbaren Brotvermehrung und der Verwandlung von Wasser und in Wein. Denn wenn alle teilen, sei genug für alle da.

 

Selbstverständlich gibt es verschiedene Motivationen als Stifter aktiv zu werden, fuhr Bätzing fort. Da gibt es zum einen das besondere Anliegen, wie die Linderung himmelschreiender Armut in der Welt, welche Menschen veranlasse, eine Stiftung zu gründen. Zum anderen setzten sie damit aber oft auch ein Zeichen des Gedenkens weit über den eigenen Tod hinaus. „Unser Dom beziehungsweise sein Vorgängerbau aus dem 10. Jahrhundert ist eine Stiftung der Konradiner. Noch heute erinnert man an sie im Gebet.“

 

„Es gibt in Deutschland rund 22 000 Stiftungen. 95 Prozent davon unterstützen ein öffentliches Projekt“, umriss Professor Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung sowie des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, die aktuelle Größe des Stiftungswesens. „Noch 2001 waren es rund 12 000, also hat sich die Zahl in den letzten 16 Jahren fast verdoppelt.“ Wie lässt sich diese bemerkenswerte Steigerung erklären? „Wir leben hier in der Bundesrepublik bereits im 72. Friedensjahr. Das sind drei Generationen“, betonte der Experte. „Entsprechend Viele sagen sich daher: Ich habe wirtschaftlich Glück gehabt, mir geht es gut, ich möchte mich engagieren.“ 

 

Etwas, was inzwischen auch weniger Betuchte problemlos können. So gibt es das aus den USA stammende Modell der Bürgerstiftung. Da tun sich 20 bis 30 Bürger in einer Stadt zusammen, um gemeinsam das vorgeschriebene Stiftungskapital in Höhe von 50 000 Euro zu stemmen und investieren dann ihre Zeit. „Sie geben zum Beispiel einen Tag lang ehrenamtlich in einer Schule Nachhilfe für Flüchtlingskinder“, erläuterte Michael Göring das Prinzip. 

 

„Die Investitionen des gemeinnützigen sozialen Sektors belaufen sich pro Jahr auf vier Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, das sind 120 Milliarden Euro. Das heißt er ist so groß wie die Autoindustrie“, mit dieser Aussage erntete der „Herr der Zahlen“ in der Runde, Dr. Volker Then vom „Centrum für Soziale Investitionen und Innovationen“ in Heidelberg erst einmal ungläubige Blicke. „Doch, doch wir haben es ausgerechnet. Denken Sie doch nur daran, was Sie allein als Bistum hier im sozialen Bereich leisten“, versicherte er.

 

Alleine 100 Millionen Euro möchte bis 2020 die Unternehmerin und reichste Frau Deutschlands, Susanne Klatten, für die Unterstützung gemeinnütziger Organisationen mit großer sozialer Wirkung ausgeben. Frei nach dem Prinzip „Ich möchte jetzt etwas erreichen.“ Beraten wird sie dabei von Dr. Andreas Rickert, Gründer und Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Phineo-AG. Phineo analysiert den Stiftungsmarkt und fragt nach der Wirkung der einzelnen Stiftungen. Anstatt zum Beispiel die vierte Schulspeisung in einer Stadt zu organisieren, weist sie ihre Kunden auf bestehende Lücken im Stiftungswesen vor Ort hin. Bereiche, die dann unter Umständen ein Alleinstellungsmerkmal der einzelnen Stiftung sein können.

 

„Heißt das, alles ist wunderbar, der Staat muss nichts mehr tun. Wir haben ja schließlich die Stiftungen?“, fragte Moderator Frank Lehmann bei Kultusminister Alexander Lorz nach. Der Staat sei quasi für die Basisleistungen zuständig und unterliege dem Grundsatz der Gleichbehandlung, betonte der Minister. Etwas, was für Stiftungen nicht gilt, denn die können Schwerpunkte setzen. Ein Unterschied, der in der Runde mit dem Bild vom „staatlichen Tanker“ und den „Stiftungs-Schnellbooten“, verglichen wurde, die aber beide ihre Berechtigung in der Schifffahrt hätten.

 

Zu den „Schnellbooten“ zählt dann auch die Kinderstiftung des womöglich bekanntesten Gesichts der Runde, des ehemaligen Fußballprofis des VfB-Stuttgart Cacau. „Wo kommt eigentlich der Name Cacau her?“, wollte Frank Lehmann wissen. „Das hat nichts mit Kakao zu tun“, versicherte Claudemir Jeronimo Barreto, wie Cacau bürgerlich heißt, mit einem Lachen. Vielmehr konnte er als kleines Kind seinen Vornamen nicht korrekt aussprechen. Er sagte Cacaudemir satt Claudemir und der Name Cacau war geboren. „Mein Mutter war alleinerziehend und arbeitete als Putzfrau. Ohne die Hilfe vieler Menschen wäre ich nicht da, wo ich bin. Ich möchte daher etwas zurückgeben“, erläuterte er seine Motivation. „Zurückgeben? Wieso, ich habe ja niemandem etwas weggenommen“, wies hingegen der Letzte in der Runde, der Preisträger des Deutschen Stifterpreises 2009, Professor Carlo Giersch, etwas scherzhaft den Ansatz zurück. Stattdessen fördern seine Frau und er Kunst und Wissenschaft in Darmstadt und Frankfurt und unterstützen zum Beispiel hunderte von Studenten mit Stipendien.

Caritasstiftung fördert soziale Projekte

 

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden die von der Dachstiftung der Caritasstiftung in der Diözese Limburg im Jahr 2016 geförderten Projekte vorgestellt. Insgesamt schüttete die Dachstiftung einen Betrag von 200 000 Euro aus.

 

Unterstützt wurden: Der Caritasverband Wetzlar/Lahn-Dill-Eder (unter anderem für die Hausaufgabenbetreuung an der Gesamtschule Solms), der Caritasverband Frankfurt (unter anderem „Essbar“ für den Jugendclub Unterliederbach), Caritasverband für den Bezirk Main-Taunus (Babycafé), Sozialdienst katholischer Frauen Frankfurt (Begleiterinnen für schwangere Flüchtlingsfrauen), Caritasverband für den Bezirk Hochtaunus (Aufbau eines Caritas-Zentrums in Neu-Anspach), Caritasverband für den Bezirk Limburg (ehrenamtliche Familienpatinnen, „Jahrmarkt der Sinne“), Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn (Schülerbegegnung), Antoniushaus gGmbH - Edith Stein Schule (Augensteuerung für Schwerbehinderte), Sozialdienst katholischer Frauen Wiesbaden (Anzieh-Punkt), Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus (Alltagssprachkurse), Kreuzbund DV Limburg (Smiley Kids im Feriendorf Hübingen) sowie die katholische Kirchengemeinde Elz in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Flüchtlingshilfe (Integratives Projekt „Ein kinderfreundliches Außengelände für die Kinder der Erlenbachschule“).

 

Über den Tag der Stiftungen

Der Stiftungstag im Bistum Limburg orientiert sich am europaweiten Tag der Stiftungen, der jedes Jahr am 1. Oktober stattfindet. Sein Anliegen ist es, dafür zu werben, wie Stiftungen das Gemeinwohl bereichern und Bürger für die Stiftungsidee zu begeistern. Der Tag der Stiftungen wurde 2013 vom europäischen Donors and Foundations Network (DAFNE) ins Leben gerufen.