Was führt zur Wohnungslosigkeit?

Wer wohnungslos ist, hat keinen eigenen Mietvertrag und ist häufig auf Notunterkünfte, stationäre oder kommunale Einrichtungen angewiesen. Laut Bundesstatistik waren Ende Januar 2022 in Deutschland 178.000 Menschen in einer Notunterkunft oder einer Einrichtung eines freien Trägers untergebracht. Der Verlust der Wohnung steht oft am Ende einer Verkettung ungünstiger Lebensumstände. Zu den häufigsten Ursachen zählen Überschuldung, Arbeitsplatzverlust und Krankheit – insbesondere psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen, Traumata und Gewalterfahrungen spielen hier eine entscheidende Rolle. Hauptprobleme für Betroffene sind – neben der oft langwierigen Wohnungssuche – auch die Suche nach Arbeit, sowie gesundheitliche Probleme, die meist durch das Leben auf der Straße verursacht und weiter verschärft werden.                                                                                              

Careleaver - junge Menschen ohne Zuhause

Laut aktueller Bundesstatistik sind mehr als ein Drittel der untergebrachten Menschen in Einrichtungen für Wohnungslose unter 25 Jahre alt. Sie werden auch Careleaver genannt, weil es sich um junge Erwachsene handelt, die in Pflegefamilien oder Heimen aufgewachsen sind und mit der Volljährigkeit plötzlich auf eigenen Beinen stehen müssen. Andere junge wohnungslose Menschen kommen aus prekären Haushalten und viele von ihnen wurden Opfer von Gewalt. Sie sehen sich mit Armut und Zukunftsängsten konfrontiert. Der Weg in ein selbstständiges Leben ist für viele Careleaver ein sehr steiniger. Bei den vielfältigen Fragestellungen des Alltags können sie nicht auf die elterliche Unterstützung setzen. Eine zweite Chance und das Lernen aus Fehlern in einem gesunden, wertschätzenden und unterstützendem Umfeld, ist vielen dieser jungen Menschen nicht vergönnt. Fehlende Hilfestrukturen und Perspektivlosigkeit führen dazu, dass diese jungen Menschen auf der Straße landen.

Weniger sichtbar: wohnungslose Frauen

Wohnungslose Frauen stehen im Vergleich zu wohnungslosen Männern weniger im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Sie sind oft aus Scham, aber auch aus Sicherheitsgründen sehr darauf bedacht, nicht als wohnungslos und hilfebedürftig wahrgenommen zu werden. Ca. 30 % der wohnungslosen Menschen sind Frauen. Bis diese Frauen in einer entsprechenden Notunterkunft ankommen und adäquate Hilfe erhalten, haben sie meist einen langen Leidensweg hinter sich. Nach einem Wohnungsverlust, der z.B. die Folge einer psychischen Erkrankung sein kann und oft in Verbindung mit Gewalterfahrung in der Beziehung, einer Suchterkrankung oder tragischen Schicksalsereignissen steht, leben die betroffenen Frauen häufig in Provisorien und unsicheren Wohnverhältnissen. Dabei gehen sie in ihrer Not oft Zweckgemeinschaften und Beziehungen mit sehr asymmetrischen Machtverhältnissen ein. Expert*innen schätzen, dass bereits 9 von 10 wohnungslosen Frauen sexuelle Gewalt erfahren mussten.

Sucht: Ohne Perspektive abhängig

Eine Suchterkrankung kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. In der Regel wird zwischen stoffgebundener Abhängigkeit (Alkohol, Nikotin, Drogen,…) und stoffungebundenen Abhängigkeit (z. B. Spielsucht, Kaufsucht,…) unterschieden. Sie stehen oft in Verbindung mit unglücklichen Lebensumständen oder kritischen Lebensereignissen. Allen Süchten ist gemein, dass sie im schlimmsten Fall in existenzielle Krisen führen: Verlust der Arbeit und der Existenzgrundlage, Beziehungen und Freundschaften gehen in die Brüche, im schlimmsten Fall droht Obdachlosigkeit. Es fallen also genau diese stabilisierenden Faktoren weg, die gebraucht werden, um eine Suchterkrankung wirkungsvoll zu bekämpfen. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen: durch verlässliche Strukturen und realistische Perspektiven. Es muss sich lohnen, den Kampf aufzunehmen: So darf am Ende der Therapie nicht die Straße stehen.

Wohnungslose Flüchtlinge

Zahlreiche Menschen aus den unterschiedlichsten Kriegsgebieten dieser Welt kommen zu uns nach Deutschland, um Schutz zu finden und in Sicherheit und Frieden zu leben. Was in der öffentlichen Wahrnehmung kaum bekannt ist: Viele dieser Menschen sind faktisch obdachlos: Für die Unterbringung einer geflüchteten Person ist der entsprechende Landkreis verantwortlich, dem sie zugewiesen wird. Dieser Unterbringungsanspruch endet mit der Anerkennung und Zuständigkeit wechselt dann zur örtlichen Ordnungsbehörde, die für Obdachlosenangelegenheiten zuständig ist. Ob die Menschen dann in ihrer bisherigen Unterkunft bleiben dürfen oder in eine Notunterkunft für Obdachlose eingewiesen werden, liegt im Ermessen der Behörde. Aber auch das Verhalten und Konsum von Suchtmitteln, oft bedingt durch psychische Probleme und Traumata führen in vielen Fällen dazu, dass die Betroffenen ihre Bleibe verlassen müssen und am Ende obdachlos sind. Ohne die notwendige migrationsspezifische Sozialarbeit, die in den Unterkünften angeboten wird und stabilisieren kann, fällt es meist sehr schwer, der Abwärtsspirale zu entkommen.

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